Londoner Konventionen: Meerengenvertrag

Londoner Konventionen: Meerengenvertrag

 

Das Osmanische Reich hatte im Frieden von Adrianopel 1829 und im Londoner Protokoll 1830 nicht nur die Unabhängigkeit Griechenlands und die Autonomie Serbiens sowie der Fürstentümer Moldau und Walachei anerkennen, sondern auch Russland bedeutende Zugeständnisse machen müssen (Donaumündung, Teile Armeniens, freie Durchfahrt durch den Bosporus). Auch im Innern des Reiches wurde das Land durch den Aufstand des Pascha von Ägypten erschüttert, der als Lohn für seine bisherige Unterstützung Syrien forderte und, als sein Wunsch abgelehnt wurde, es in einem kurzen Feldzug in Besitz nahm.

 

Ägypten wurde dabei von Frankreich unterstützt, das seinerseits die Schwäche des Osmanischen Reiches ausnutzte und Algerien besetzte. Die übrigen europäischen Großmächte aber waren an einer weiteren Schwächung oder Auflösung des Osmanischen Reiches, das sich noch immer vom Balkan bis zum Persischen Golf erstreckte, aus unterschiedlichen Gründen nicht interessiert, selbst Großbritannien und Russland nicht, die zu vor noch den griechischen Freiheitskampf unterstützt hatten. Sie verpflichteten sich, zusammen mit Österreich und Preußen, am 15. Juli 1840 in London vertraglich, für die Stabilisierung des Osmanischen Reiches einzutreten (Erste Londoner Konvention).

 

Frankreich war isoliert. Erregte öffentliche Diskussionen in Frankreich erzeugten in Europa Kriegsstimmung, aber nachdem die Ägypter mit britischer Waffenhilfe von den Türken geschlagen und zur Herausgabe Syriens gezwungen worden waren, lenkte Frankreich ein. Im Meerengenvertrag vom 13. Juli 1841, der Zweiten Londoner Konvention, vereinbarten die Großmächte (einschließlich Frankreichs) mit dem Sultan, dass die Dardanellen und der Bosporus in Friedenszeiten für nichttürkische Kriegsschiffe geschlossen werden sollten. Die Einmütigkeit der europäischen Großmächte war wiederhergestellt. Der Meerengenvertrag stellte einen großen diplomatischen Erfolg Großbritanniens dar, da mit ihm dem russischen Drängen zum Bosporus ein Riegel vorgeschoben wurde. Eine dauerhafte Stabilisierung des Osmanischen Reiches aber wurde nicht erreicht.